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14.01.2003

Gestern ist unser Bruder Sascha von uns gegangen. Wir sind sehr traurig und können es  
nicht verstehen, warum wir Dich verlieren mußten.
Wir werden Dich für immer in Erinerung behalten, du wirst immer ein Teil unserer Gruppe
bleiben, auch wenn du nicht bei uns sein darfst.

 

letzte fahrt

verklungen sind die letzten lieder,
ruhe herrscht in unserem kreise.
gestern sind wir alle noch gewandert;
mir ist, als hör ich deine schritte noch
neben mir - ganz leise.

eine lücke ist in unserer gruppe,
es fehlt uns deine art und weise.
entmutigt bleiben wortlos wir zurück;
zögernd verweilen wir und trauern sehr
um dich - ganz leise.

wir werden immer bei dir sein,
begleiten dich auf deiner reise.
gehen wir dann morgen wieder auf fahrt,
zünden wir ein feuer an und denken
an dich - ganz leise.

 

          

           

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

(2.Timotheus 1,7)

Lange hatte ich 2000 nach einem passenden Konfirmationsspruch für Sascha gesucht und bin schließlich auf diese Worte  gekommen, die ich für Sascha und seine Situation so passend fand. Aber all meine Hoffnung auf diese Kraft  und Besonnenheit waren am 13. Januar 2003 mit einem Mal dahin. Nun kann ich nur noch hoffen, dass Saschas Furcht in diesem Moment des Gehens nicht so groß war, wie oft in seinem Leben.

 

 

 

 

Traueransprache für Sascha Laskowski am 17.01.2003

Wir wollen hören auf den Konfirmationsspruch von Sascha, den er am 21. Mai 2000 in unserer Kirche zugesprochen bekam. Er steht in 2. Timotheus 1, 7 und lautet: „ Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."

Liebe Familie Laskowski! Liebe Angehörige! Liebe Mitschüler und Freunde! Liebe Gemeinde!

„ Nur ein Stück konnten wir den Weg des Lebens gemeinsam gehen: Verhallt sind Worte, die uns bewegten. Verwehrt sind Blicke, die uns beschenkten. Verflogen sind Gedanken, die uns bereicherten...", so heißt es in einem Gedicht von Peter Friebe.

Verflogen, vergangen ist auch das verschmitzte Lachen von Sascha, so möchte ich hinzufügen. Auf einem Konfirmandenphoto, das ich gefunden habe, ist es zu sehen. Wir bereiteten mit der Gruppe eine Pantomime vor, in der es um die einzelnen Stationen der Leidensgeschichte Jesu ging. Sie sollten mit Gesten, Handbewegungen und einigen Gegenständen dargestellt werden. Das Bild zeigt Sascha mit einem Holzkreuz auf der Schulter. Er wollte gern das Kreuz tragen.

Sascha konnte spielen, konnte schauspielern. Er war sehr stark in seinem Ausdruck. Erst kürzlich noch haben Sie darüber gesprochen. Stark zeigte er sich überhaupt gegenüber seinen Mitmenschen, seinen Mitschülern, stark in Worten aber auch in Handlungen.

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft...", heißt es in seinem Konfirmationsspruch. Nein, Furcht zeigte er nicht, vor allem nicht anderen gegenüber, auch wenn er sie wohl manchmal empfand. Gemessen hat er sich schon von klein auf gern, mit seinen Geschwistern und mit anderen Kindern, obwohl er sich doch körperlich in Acht nehmen mußte. Seit seinem zehnten Lebensjahr stand fest, dass er einen Herzfehler hatte. Er bekam Regeln, wie er sich verhalten sollte. Er sollte z. B. nicht am Sportunterricht teilnehmen und sich auch sonst nicht überanstrengen. Später wurde das dann relativiert und es wurde ihm leichte sportliche Betätigung erlaubt. Sascha war ein Junge mit Kraft und viel Energie. Seinen Bewegungsdrang konnte man nicht bremsen. Das Miteinander mit anderen, die Gemeinschaft bei den Pfadfindern, auf den Freizeiten bei den Zeltlagern, war ein wichtiger Teil seines Lebens, wie sie ja auch in eurem Leben als Geschwister eine besondere Rolle spielt.

„ Er muss für sich seinen Weg finden!", so haben Sie als Eltern gesagt. Und doch war da insgeheim immer die Angst, ob es gut gehen würde. Sascha war inzwischen auf einem guten Weg. Nach dem Abschluss der 10. Klasse besuchte er nun seit dem Sommer das Berufskolleg für Informationstechnik an der Felix Fechenbach - Schule. Informatik war sein Fach, der Umgang mit dem Computer war schon seit langem seine Lieblingsbeschäftigung. Neben der schulischen Anwendung des Computers standen Netzwerk - Sessions hoch im Kurs, zu denen er sich mit seinen Freunden häufig auch in Ihrem Haus traf, zuletzt noch am vergangenen Wochenende. Während die anderen schon eingeschlafen waren, blieb er bis zum Morgen wach und demonstrierte so Stärke. „ Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft...."

Dann ging er schließlich am Montagmorgen wie immer zur Schule. Der Vormittag verlief normal, bis zu jener Sportstunde, in der er in der Turnhalle um den Ball kämpfte. Sascha starb sehr schnell. Sie haben die Nachricht an den unterschiedlichen Orten erhalten, an denen Sie sich gerade aufhielten. Zutiefst getroffen, voller Schmerz, kehrten Sie nach Hause zurück. Außenstehende können in diesen Momenten nicht viel tun. Sie können nur stützend, helfend da sein, Fragen entgegennehmen, ohne sie beantworten zu können. Damit fertig werden können nur Sie allein. Jeder muss seinen Weg finden, Sie als Eltern, ihr als Geschwister. Der Tod eines Kindes ist das schwerste, das Eltern zugemutet wird, der Tod des Bruders ist es in anderer Weise ebenso. Was geschehen ist, ist nicht so einfach zu verarbeiten. Es wird lange dauern. Gibt es etwas, was helfen kann in dieser Situation? Worte, vielleicht, wenn sie sehr behutsam gesprochen werden. Gesten, vielleicht, wenn sie sehr liebevoll sind. Das gegenseitige Stützen, in den Arm nehmen, vielleicht kann dieses noch am meisten helfen. Das Wissen, wir sind eine Familie, wir können uns

gegenseitig tragen.„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."

Wenn im Konfirmationsspruch von der Liebe gesprochen wird, dann ist sie es, die jetzt vor allem zählt und helfen kann. Worte sind ja gar nicht immer entscheidend. Liebe, die spürbar trägt, auf sie kommt es jetzt an. Sie zeigt einen möglichen Umgang mit dem Schmerz des Verlustes, sie schenkt schließlich Kraft und Besonnenheit, sich dem Leben und dem was nötig ist, zuzuwenden.

 

Sascha ist ein fröhlicher Junge gewesen. Er hat gern, ja begeistert gelebt, so lange es ihm geschenkt war. Was wird Ihnen, was wird euch bleiben? Der Gesichtsausdruck Ihres Kindes, eures Bruders sicherlich. Wenn sein Tod zu schwer auf Ihnen lastet, wenn alles innerlich zu zerreißen droht, dann schließen Sie doch die Augen und versuchen Sie Sascha in Gedanken zu sehen, lachend, so wie er war. Oder wenn Sie nicht schlafen können, dann schauen Sie doch in den Himmel, und es mag dann so sein, wie Saint - Exupery es beschrieben hat: „ Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihm lache."

All dies mag Sie, mag euch wie ein Band verbinden, wie ein Bund über Sterben und Tod hinaus! Den stärksten Bund aber hat ein anderer mit uns geschlossen, der Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Das Zeichen für seinen Bund mit uns sterblichen Wesen ist im Alten Testament der Regenbogen. Gott setzte ihn am Ende der Sintflut in den Himmel, um zu zeigen, dass das Leben, was er einmal geschaffen hat, erhalten bleiben soll. Der Regenbogen wölbt sich nun über die Erde, über unser Leben, auch über das Leben von Sascha.

Wichtig ist, dass Sie mitnehmen, dass dieses Leben, so wie es war, gewollt und sinnvoll war, auch wenn es jetzt schon, viel zu früh zu Ende gegangen ist. Voller Begeisterung war es, bunt war es, einem Regenbogen gleich. Am Ende des Regenbogens aber kehrt es heim zum Anfang. Gott, der den Weg gegeben hat, erwartet uns und ihn. Er hat uns und Sascha die Zeit gegeben, damit wir und er sie erleben konnte. Seine Liebe aber will uns auch in der Zukunft begleiten. Und sein Wunsch, Gottes Wunsch an Sie, an euch ist jetzt: „ Habt Vertrauen zu meiner Liebe. Sie gilt euch, eurem Kind. Sie ist stark, stärker als der Tod!" Diese Liebe gilt um Jesu willen, um des Kreuzes willen, dass Sascha auf dem Konfirmandenphoto auf seiner Schulter trug. In dieser Liebe sind wir nie wirklich voneinander getrennt.

Sascha ist aus diesem Leben gegangen. Aber am Ausgang des Lebens kommt er, der immer auf uns wartet, auf uns zu und nimmt uns mit nach Hause, in das Licht.

Dort erwartet uns ein Fest, erwarten uns Lachen und Fröhlichsein. Und dort werden Sie einander wieder finden!

 

Amen

 

Detlef Harth

 

 

 

      http:// www .sasch .tk/         

 

 

Gedenken an Sascha