Du hast ein Recht auf
Deine Trauer"
Du darfst Dich Deinen Verlusten widmen,
musst nicht verdrängen, was Dich beschwert.
Du hast ein Recht, das abzutrauern, was Dich so tief enttäuscht hat
und was Du nicht ändern kannst.
Du hast ein Recht auf Deine Tränen, auf Dein Schweigen,
auf Deine Ratlosigkeit, auf Deine innere und äußere Abwesenheit.
Du musst nicht den Glücklichen spielen,
nicht über den Dingen stehen.
Du hast ein Recht, die wegzuschicken, die Dich mit Gewalt aus Deiner Trauer herausholen wollen,
weil Deine Trauer sie selbst bedroht.
Du hast ein Recht auf Deine Trauerzeit.
Du hast ein Recht, mit denen nicht reden zu wollen,
die Dir ein schlechtes Gewissen machen für Deine Dunkelheit
und Deine Trauer.
Die mit Sprüchen kommen und Dich mit diesen Sprüchen unter Druck zu setzen versuchen.
Du hast ein Recht auf Deine Trauerstille.
Du hast das Recht, Dich zu wehren, gegen die, die Dir sagen,
was Du fühlen darfst und was nicht,
die Dich nicht als einzelnen, sondern als Fall behandeln
und sich innerlich nicht wirklich mit Dir einlassen.
Vielleicht macht Dich nichts so menschlich wie Deine Trauer.
Über sie kann ein Trauernder sich Dir nähern und
auf Verständnis hoffen.
Trauern zu können ist eine Gabe.
Lass Dir das Recht auf Deine Trauer nicht nehmen.
Du hast das Recht, Deine dunklen Stunden zu durchleben und
Dich nicht durch billige Sprüche aus ihnen herauslocken zu lassen.
Schon der Versuch ist eine Entwürdigung Deiner inneren Wirklichkeit. Du bist auch Deine Dunkelheit.
Die Abgründe und Widersprüche gehören auch zu Dir.
Die Schatten geben Deinem Leben Tiefe und Menschlichkeit.
Wer mit Dir in Beziehung tritt, sollte wissen, dass diese Seite zu Dir gehört.
Wer sie in Dir ablehnt, hat nicht das Recht, sich Deinen Freund und Deine Freundin zu nennen.
Manche geben Dir nicht das Recht auf diese Seite in Dir.
Sie erwarten, dass Du sie unterschlägst und das Glück vorspielst.
Vielleicht haben sie weniger Angst für Dich, als für sich selbst,
weil sie durch Dich an das Unoffene in sich selbst geraten.
Wenn sie darum Dir helfen wollen, geschieht es nicht,
um Dir zu helfen, sondern sich selbst............"

(Ulrich Schaffer)

 

Dieses Gedicht von  Ulrich Schaffer ist mir eine große Hilfe, denn nach drei Jahren ohne und doch immer mit Sascha wird mir dieses Recht immer öfter abgesprochen. Sicher sagt es kaum jemand direkt, aber das Verhalten und die Worte vieler Nichtbetroffener sprechen für sich. Sicherlich wäre ich einfacher ohne meine Trauer, aber sie gehört zu mir und wird mich den Rest meines Lebens begleiten. Man trauert nicht nur um Dinge die gewesen sind, sondern auch um vieles was nicht mehr möglich ist. Beim Tod eines Kindes ist besonders dies auch ein wichtiger Aspekt.

Das Leben geht weiter. Ja, aber niemals mehr so wie es war. Es ist ein neues Leben. Trauer bedeutet für mich Abschied nehmen von diesen alten Leben bzw. es loslassen, aber es bedeutet nicht Sascha loslassen. Liebe und Sehnsucht bleiben doch.  Meine Trauer hilft mir eine neue Beziehung zu Sascha zu finden. Ein Gedicht von Irmgard Erath sagt sehr deutlich, was ich meine:

Die Liebe hat sich gewandelt:

Sie ist nun unendlich zart

und doch so stark,

still

und dennoch voller Lebendigkeit,

fern,

aber in jedem Augenblick gegenwärtig;

sie ist geheimnisvoll

und doch ganz klar,

rein und frei

von allen Dingen dieser Welt.

Nun ist sie daheim

in der Geborgenheit des Herzens,

im Schutze der Erinnerungen:

unantastbar,

unbesiegbar,

unverlierbar.

Es ist also lediglich ein Abschied auf der realen Ebene und meine Trauer der Ausdruck meiner Liebe zu Sascha, einer neuen inneren Beziehung. Die reale Welt dreht sich unaufhörlich weiter. In ihr lebe ich neu und weiter mit der realen Liebe zu meinem Partner und zu Saschas Geschwistern . Zu diesem neuen Leben gehören Zeiten der  Traurigkeit, aber auch die Freude und das Lachen. Wenn den Menschen um mich herum das klar ist, können sie sich auch trauen mir wieder anders zu begegnen.


Wir wären eigentlich sechs
Und sind doch nur fünf
denn es fehlt einer
und dennoch fehlt keiner
denn einer ist immer dabei.

Wir wären eigentlich sechs
sechs Freunde, die durchs Leben gingen
sechs, die gemeinsam Lieder singen
sechs Kameraden, die zusammen lachten
sechs waren's, die oft Späße machten
aber wir sind nur fünf
denn es fehlt einer
und dennoch fehlt keiner
denn einer ist immer dabei.

Dabei, wo fünf gehen und singen
dabei, wo fünf lachen und Späße machen.

In Wirklichkeit kann uns niemand trennen:
auch wenn es so aussieht,
als wären wir nur fünf...............

denn - einer ist immer mit dabei !

(Jutta Klinkhammer-Hubo)

Ich möchte Hemmschwellen abbauen und das Tabu der Trauer in unserer Gesellschaft abbauen. Meine Ausbildung zur Trauerbegleiterin ,die ich im März beende, soll mir unter anderem dabei helfen. Mein besonderes Interesse gilt dabei den trauernden Kindern und Jugendlichen.

Also auf in mein neues Leben, mit Sascha und meinen andren Lieben.